Dieser Text ist ein Auszug aus der Einleitung meiner Magisterarbeit.
B L O G | e S s a y Die Digitalisierung der Medien hat grundlegende medienökonomische Gesetzmäßigkeiten außer Kraft gesetzt. Verkaufserlöse und Werbeeinnahmen, die beiden traditionellen Säulen des journalistischen Geschäftsmodells, sind im Internet einem nachhaltigen Erosionsprozess ausgesetzt und können die Refinanzierung der Kosten für die Produktion der Inhalte in der Regel nicht mehr eigenständig gewährleisten.
Treibende Kräfte dieser Entwicklung sind in besonderem Maße die fehlende Zahlungsbereitschaft für Online-Inhalte, maßgeblich geprägt durch die im Internet vorherrschende Gratis-Mentalität, sowie das miserable Preis-Niveau für Online-Werbung, welches nicht zuletzt aus der scheinbar unbegrenzt vorhandenen Werbefläche im Internet resultiert. „You get lousy pennies on the web“ beklagte vor einiger Zeit der deutsche Verleger Hubert Burda: Medieninhalte haben im Internet ein veritables Finanzierungsproblem.
Bei kommerziellen Weblogs tritt dieser Missstand sogar in zugespitzter Form auf, denn Blogs üben aufgrund ihrer in der Regel kleineren Leserschaften, der wenig seriösen Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und fehlender Professionalität bei der Vermarktung weniger Anziehungskraft auf potenzielle Werbekunden aus als andere Onlinemedien. Tatsächlich kann sich in Deutschland die überwiegende Mehrheit der kommerziell orientierten Blogs nicht autonom finanzieren. Während die Kommerzialisierung der US-amerikanischen Blogosphäre bereits weit vorangeschritten ist und einige Blogs wie z.B. die Huffington Post als vollwertige Medienunternehmen wahrgenommen werden, scheint dies hierzulande „bislang nur in bescheidenem Umfang gelungen“.
Dabei haben sich Blogs auch in Deutschland längst als professionelles Medienformat etabliert. Vertreter wie z.B. Meedia , netzpolitik.org , Spreeblick oder Carta treten hinsichtlich der Nutzerzahlen als auch des publizistischen Einflusses schon länger in Konkurrenz zu den etablierten Onlinemedien. Der gegenwärtige Zustand ist aus wirtschaftlicher Perspektive demnach äußerst diffus: Es existiert eine Vielzahl an professionell betriebenen Blogs, die Werte in Form von Inhalten produzieren, und dass obgleich die Chancen auf eine direkte Refinanzierung zum jetzigen Zeitpunkt sehr ungünstig erscheinen.
Read More