In den Wirren
Als Regisseur des Making-of Films zu diesem Projekt habe ich den Panorama-Künstler fast ein Jahr bei seiner Arbeit begleitet. LEIPZIG 1813 zeigt nicht die Völkerschlacht, das hat Yadegar Asisi in dieser Zeit oft betont. Natürlich sieht man kämpfende Soldaten und brennende Häuser, aber nur aus einiger Entfernung. Sein Panorama zeigt die Stadt Leipzig, den Umgang der Bürger mit dem Krieg.
„Die Stadt hatte mit der Schlacht eigentlich gar nichts zu tun.“
Yadegar Asisi
„Ich bin in Leipzig groß geworden und da hatte ich die Idee, dass man die Schlacht mal aus der Position der Stadt zeigen müsste“, sagt Yadegar Asisi. „Die Stadt hatte mit der Schlacht eigentlich gar nichts zu tun. Die Völkerschlacht hätte genauso gut bei Magdeburg sein können.“ Deshalb zeigt Asisi sein Leipzig nach dem Ende der Schlacht – in dem Moment, als Napoleon aus der Stadt flüchtet.
Trailer für das asisi Panorama LEIPZIG 1813
Fast vier Jahre haben Asisi und sein Team an dem 3.500 Quadratmeter großen Panorama gearbeitet. Es ist in Leipzig in einem ehemaligen Gasometer ausgestellt, in dem zuvor schon die Asisi-Panoramen Everest, Rom und Amazonien zu sehen waren.
Ich war zum ersten Mal vor eineinhalb Jahren in Leipzig dabei – als kostümierter Darsteller eines Fotoshootings. Die Hingabe von Asisi und seinen Leuten hatte mich damals zu einem euphorischen Blogbeitrag inspiriert. Historienvereine aus ganz Europa stellten die Ereignisse nach, ähnlich wie jetzt bei den Jubiläumsfeierlichkeiten rund um Leipzig. Reenactment heißt dieses Phänomen, dass aus den USA stammt und auch in Europa immer populärer wird.
Die Dreharbeiten für den Ausstellungsfilm liefen rund ein Jahr. Im Team mit wechselnden Kameramännern (Florian Seemann, Richard Klemm, Martin Leuze) habe ich die Entstehung des Leipziger Panoramas im Details dokumentiert: wir standen beim wissenschaftlichen Arbeitstreffen zwischen Künstler Yadegar Asisi und Kurator Helmut Börner (der selbst in einem Historienverein engagiert ist); wir tummelten uns mit einem Kamerakran zwischen den Darstellern beim letzten Fotoshooting; wir schauten Architekt Matthias Meye bei der Erstellung des 3D-Stadtmodells über die Schulter; wir fuhren bis ins idylische Sauerland, um zu sehen, wie die riesigen Panorama-Stücke aus dem Spezialdrucker fielen. Und natürlich habe ich Yadegar Asisi oft in seinem Kreuzberger Atelier besucht – mit und ohne Kamera.
Richard Klemm beim Dreh im Atelier von Yadegar Asisi
Der Ausstellungsfilm LEIPZIG 1813 – Die Entstehung eines Panoramas ist der dritte Film, den ich für Asisi konzipiert, produziert und bei dem ich auch Regie geführt habe. Der 25-minütige Film ist ab sofort in den asisi Ausstellungsshops in Leipzig, Dresden und Berlin als DVD erhältlich. Was ganz am Ende des Films passiert, zeige ich hier schonmal ganz frech. Und empfehle einen Besuch des Panoramas in Leipzig – aber vielleicht erst nach dem Ende die Völkerschlacht-Feierlichkeiten kommende Woche.