Ende Gelände

06/06/2016
T V | R B B      „Scheiße vattenfall, heute lausitz, morgen überall!“, skandieren hunderte öko-aktivisten auf dem weg in die grube. gleich besetzen sie den tagebau welzow süd. weil Ein Ende der Kohleverstromung hier im östlichen brandenburg nicht in Sicht ist, leisten sie widerstand – auch mit illegalen Mitteln: Bagger besetzen, Transportgleise blockieren, den Tagebau so lange wie möglich still legen. wir waren für das rbb-Magazin klartext vier tage ziemlich nah dabei. | Meine Leistungen: Kamera, Rohschnitt

Ziel ist die Weltrettung. Gegen die Staatsmacht, die zu träge ist, den Klimawandel zu stoppen. Die Aktivisten haben gelernt: Die Polizei kann man einfach wegdrücken, wenn man stark genug ist. Den Ärger, wenn man festgenommen und angezeigt wird, nehmen sie dabei in Kauf. Denn „Die Zeit der Kompromisse ist vorbei“, sagen die Aktivisten vom Bündnis ‚Ende Gelände‘. Sie fordern, dass Öl und Gas im Boden bleiben. Die Zukunft des Planeten sei wichtiger als kurzfristiger Profit und Arbeitsplätze.

„Weltrettung im Tagebau“ (rbb, Mai 2016): ein Film von Jan M. Schäfer, André Kartschall und Philipp Katzer

Die meisten der Aktivisten sind zwischen 20 und 30 Jahre alt. Ihre Bewegung wächst von Monat zu Monat. Sie wollen die Eskalation. Sie sagen: „Die Politik ist zu langsam. Jetzt machen wir das. Gemeinsam werden wir an Pfingsten die Kohlebagger stoppen – mit einer großen Aktion zivilen Ungehorsams.“

Darauf bereiten sich die Protestierenden intensiv vor. In Aktionstrainings lernen sie, welche Ausrüstung sie mitnehmen müssen und wie man Bezugsgruppen bildet und sich taktisch bewegt. Sie üben, wie sie Polizeiketten umfließen können und erfahren, was sie tun sollen, wenn sie festgenommen werden und auf welche Rechte sie sich dann berufen sollten. Und dann ziehen sie los „in den Kampf“, mit ihren Schlachtrufen. Sie sehen wild aus und auch ein bisschen uniformiert, in ihren weißen Overalls.

Sie sind sich sicher, dass mehr als 2000 Menschen kommen werden, die bereit sind, sich für ihre politischen Ziele mit dem Gesetz anzulegen. Wenige kommen aus Brandenburg, viele aus Berlin, mehr aus ganz Deutschland und Europa. Die Bewegung wächst zur Zeit schnell. „Allein aus Schweden kommen zwei Busse“, sagt die Pressesprecherin von 350.org, einer Organisation, die in den USA gegründet wurde und heute in der ganzen Welt kleine Organisationen unterstützt und koordiniert. Die Lausitz ist dabei ein Ort unter vielen. Im Mai 2016 wird es gleichzeitig auch in den USA, in Brasilien, in der Türkei und vielen weiteren Ländern Proteste mit zivilem Ungehorsam geben. Auf den Philippinen geht das Militär dagegen schon mal mit Schusswaffen vor. In der Lausitz wird es eher ein Katz- und Maus- Spiel mit der Polizei.

Der Film lief am 18. Mai 2016 im Magazin Klartext (rbb Fernsehen). Er ist aktuell auch in der ARD-Mediathek zu finden.